Tuesday, February 11, 2014

[Update 11 Feb] Der Ausländer im eigenen Land - Rückkehr in den Freizeitpark Schland

Die Gastarbeiter-Multikulti-Migrations-Einwanderungsdebatte geht mir auf den Geist.

Es war vor der Rückkehr ins nun Schland genannte Land klar, das Deutschland von damals würde nicht mehr existieren.

Es würde so viel Neues auf mich zukommen!

Irrtum.

Nur wenig hat sich verändert. Äußerlichkeiten wie die Rechtschreibung, die mir wohlgemerkt egal ist. Es gibt sogar ein Internet.
Und die Autos sind neu weil die Regierung aus Angst eine Abwrackprämie gezahlt hat. Wunderschöne Autobahnen gibt es dort, wo einmal ein anderes Land im Osten war.
Diejenigen unter unseren Soldaten, denen schon damals der Abzugsfinger juckte, die haben mittlerweile ihren Willen bekommen. Die Polizei ist immer noch fast blind auf dem rechten Auge.
Es wird etwas weniger gedrängelt auf der Autobahn! Fehlanzeige, das war nur wg. der LKWs. An Wochenenden und auf freier Wildbahn geht die Sau immer noch ab.

Meine Nachbarn loben mich für meine Deutschkenntnisse: Ihr Deutsch ist aber gut, wo haben Sie das denn gelernt?

Ich federe die zu erwartende Verlegenheit mit einem grossen freundlichen Lächeln ab: ich bin in Deutschland geboren.

Meine alten Freunde und Schulkameraden sind da, wo sie vor zwanzig Jahren waren, manche ein wenig reifer, manche ein wenig toter.

Vereine sind immer noch vereint, Feste werden immer noch feste gefeiert.

Ansonsten: das Soziale, ob mit großem oder kleinem S, ist auf der größeren Ebene futsch.

Trotz eines in Vietnam geborenen Ministers, eines Bürgermeisters afrikanischer Herkunft, trotz indischer Schwestern, die im Pflegeheim deutsche Ärsche schrubben und deutsche Seelen heilen.

Die Früchte des alten Zorns wurden seit etwa 2000 geerntet.

Gegenüber den einheimischen weniger Gebildeten, gegenüber den Gastarbeitern, die blieben, gegenüber den neuen Osteuropäern, gegenüber Afrikanern und sonstigen.

Die schwachsinnigen Artikel der Bildzeitung, die verlogenen fremdenfeindlichen aber doch nur ums Gemeinwohl besorgten Politiker, die vielleicht nicht einmal böse gemeinten Einschnitte ins soziale Netz, die an den Rand gedrängten ärmeren Deutschen -- all das ist so präsent wie früher. Gesetze, deren Sprachkreativität den Amerikanern mit ihrem Guantanamo ist ja Kuba in absolut nichts nachsteht.

"Die Türken" mag man immer noch nicht so recht, dabei sind die Sprachbarrieren und kulturellen Unterschiede kaum größer als die zwischen Ostfriesen und Bayern in den 60er Jahren des vergangen armseligen Jahrhunderts.

Sarrazin ist zwischenzeitlich geschehen, mein Gott, wie konnte so einer jemals Karriere machen? Ooops, da spricht der Ausländer in mir. Der deutsche Teil weiß Bescheid. Ein wenig schwindlig wird es bei der Erkenntnis, dass Deutschland ja im Zweiten Weltkrieg auch so schwer gelitten hat und General Paulus nun im Der Spiegel Online offiziell ein Feigling ist -- das haben unsere Altnazis im Freizeitpark nur unter uns oder nach zwei oder drei Maß'n gewagt. Der Redakteur des Bayerischen Rundfunks, der uns mit einem fröhlichen "Genscher ist garantiert ein Spion" unterhielt. Tiefbraune Bremspuren der Geschichte. Abgeordnetenbestechung ist immer noch nicht geregelt, buy one - get one free?

Es gibt ja eine Willkommenskultur!

Hätte ich doch glatt vergessen. Es stimmt, die Passbeamten in Frankfurt waren eine angenehme Überraschung, und unser Ausländeramt mag ich auch - hoffentlich noch lange.

Politisch sieht die Willkommenskultur anders aus...aber wie?

Das erste Bild, das mir einfällt, ist Fred Feuerstein mit einer Keule am Höhleneingang.

Nun das Gelabere von der Bringschuld der Ausländer. Das Geschwätz vom Verständnis für die besorgten Einheimischen.

Das elendige Geplärre von Problemvierteln, wo man verkennt, dass jene sinnlos verprassten Steuergräber wie Stuttgart 21 und das verschwundene Geld jener elitären Kleinbürger, die sich als Elite der Gesellschaft ausgeben, das hätte mehr als gereicht, um Probleme zu mindern.

Deutsch lernen müssen sie per Gesetz!

Die echten Ausländer in meiner Familie freuen sich über Deutschland, über das Leben hier. Auch deshalb, weil sie nicht jeden Tag befürchten müssen auf der Strasse überfallen zu werden, auch nicht in Gebieten wo die deutsche Polizei nicht gerne hingeht.

Solche Gebiete nannte man bei uns, raten Sie mal?

Die Nachbarschaft.

Ehrlich gesagt, manchmal wünsche ich mir, dass die Familie kein Deutsch lernt.

Damit ich nicht den Unterschied zwischen Gutmensch und gutem Mensch erklären muß. Damit sie die abfälligen Bemerkungen nicht verstehen. Damit sie sich weiter freuen können, in diesem Land zuhause zu sein.

Es gibt in dieser zugewanderten Familie nur einen Ausländer.

Seit 2000 Jahren im Land, und trotzdem immer noch Ausländer.

[Update 11.2.] Leser Malle weist auf das gelungene Integrationspeispiel der Deutschen auf Malle (der Insel) hin. Die Bringschuld wird in Euro beglichen und Allemann sprechen perfekt Spanisch.  AOK-Office gibt's auch. Die deutschsprachige Zeitung soll "die Spanier von einer eventuellen Sprachbelastung befreien".

No comments:

Post a Comment